Google Kalender
Aktueller Kalender aller geplanten Wanderungen, Vorträge und Reisen.

Team: Matthias Frößl (Tourenleitung), Stefan Kukutschka (Tourenbericht und Bilder), Michael Pawlitschek, Jonas Raab, alle DAV Sektion Worms

10.07.2015

Mit dem Auto ging es um 5 Uhr morgens Richtung Süden nach Vent ins Ötztal. Die Fahrt verlief gut und um 11:00 Uhr kamen wir in Vent an. Das Wetter war super, keine einzige Wolke am Himmel. Nachdem wir das Auto auf dem öffentlichen Parkplatz abgestellt hatten, stiegen wir zur Martin Busch Hütte auf 2501 m hinauf. Nach einer Stärkung übten wir die Spaltenbergung durch Selbstrettung mit Prusikschlingen und Gardaschlinge an einem an der Feuerleiter der Hütte befestigten und herabgelassenen Seil. Meter für Meter kämpften wir uns mit den Prusikschlingen nach oben, während Matthias das Seil langsam abließ. Anschließend kam die lose Rolle, die man als 3-er oder 4-er Seilschaft zur Bergung des Gestürzten aus der Gletscherspalte anwenden kann. Wir wechselten innerhalb der Seilschaft die Positionen, damit jeder den Ablauf und die Handgriffe die zu tun waren üben konnte, wobei die des simulierten in die Spalte Gestürzten am einfachsten waren. Unser Trainer Matthias Frößl erklärte uns die Techniken sehr detailliert, sodass wir für die kommenden Gletscherpassagen gut gerüstet waren. Anschließend hatten wir uns das Abendessen mehr als verdient.

11.07.2015

Um 05:30 Uhr war Wecken und um 06:00 Uhr ging es zum Frühstück. Der wolkenlose Himmel kündigte einen schönen Wandertag an. Um 07:00 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Similaunhütte auf 3018 m, wobei wir anfangs immer wieder schattige Abschnitte hatten in denen es ziemlich frisch war. Die Hütte erreichten wir um 09:30 Uhr. Unsere 4-er Suite war schon bezugsfertig, sodass wir das nicht benötigte Gepäck im Lager zurücklassen konnten. Nach einer Trinkpause und kleinem 2. Frühstück gingen wir die Tour zum Similaun an. Die erste halbe Stunde ging es über loses Gestein bis zum Gletschereinstieg. Nach der ordentlichen Sicherung mit Hüftgurt am Seil und Eispickel in der Hand ging es als 4-er Seilschaft über den Gletscher Richtung Similaungipfel. Den ersten sanften Anstieg bewältigten wir noch ohne Steigeisen. Doch nahm die Route an Steilheit rasant zu, sodass Steigeisen unverzichtbar wurden. Auf der Normalroute waren einige Seilschaften unterwegs und man begegnete sich immer wieder mit einem Servus und Hallo mit kurzem Informationsaustausch und natürlich einer Verschnaufpause. Um 12:30 Uhr standen wir auf dem Gipfel auf 3599 m und beglückwünschten uns mit einem Berg Heil für den gelungenen Aufstieg. Die Aussicht war überwältigend. Nach mehreren Schnappschüssen von der umliegenden Bergwelt und einem Gipfelfoto ging es wieder talwärts zurück zur Similaunhütte.

12.07.2015

Der Tag begann um 05:30 Uhr mit Aufstehen und der dunkelblaue Himmel kündigte erneut einen herrlichen Sonnentag an. Um 06:00 Uhr ging es zum Frühstück und um 07:00 Uhr wieder bergauf in Richtung Fineilspitze. Unser erstes Etappenziel war der Steinobelisk an der Ötzi-Fundstelle auf 3216 m. Nach kurzer Trinkpause und Fotostopp ging es weiter bergan bis zum Hauslabjoch auf 3283 m. Dort entledigten wir uns den nicht benötigten Ausrüstungsteilen aus dem Rucksack und stiegen über den Nordostgrat gen Gipfel. Auf dem plattigen Vorgipfel angekommen ging es in luftiger Gratüberschreitung hinüber auf den Hauptgipfel, 3514 m. Die Aussicht war einfach wieder Klasse. Der bezwungene Similaun vom Vortag und die Weisskugel als unser nächstes Gipfelziel waren bestens zu sehen. Die Blicke schweiften über die umliegenden hohen Berge wie Wildspitze, Ortler und Königspitze. Nach kurzer Rast und Augenschmaus ging es auf gleichem Wege zurück zu unserer Ausrüstung auf dem Hauslabjoch. Von dort weiter über den Gletscher in Richtung Schöne Aussicht auf 2842 m. Davor waren 2 Steilwände, mit Drahtseilsicherungen und Trittbügeln versehen, abzusteigen um über den Hochjochferner auf die Hütte zu gelangen. Der vermeintliche Ruhetag hat sich am Ende doch als eine tagesfüllende Tour erwiesen. Um 17:00 Uhr kamen wir erschöpft auf der Bella Vista an. Das Lager war in Ordnung, wenn auch etwas teuer, aber das Abendessen als 4-Gänge Menü war total lecker und hat uns versöhnlich gestimmt. Der Abend ging schnell zu Ende, bedingt auch durch die Mammuttour auf die Weißkugel, die uns am nächsten Tag bevorstand.

13.07.2015

Um 04:30 Uhr war die Nacht vorbei und die letzten Vorbereitungen wurden getroffen bevor es zum Frühstück ging. Am Abend zuvor hatten wir beschlossen unsere Route zu ändern und eine weitere Nacht auf der Bella Vista und nicht auf dem Hochjochhospiz zu verbringen. Das hatte den Vorteil, dass wir nicht unser ganzes Gepäck auf die Weißkugel 3738 m hoch und runter schleppen mussten. Um 06:00 Uhr gingen wir unsere längste und wahrscheinlich schwerste Tour an. Leider war uns das Wetter nicht hold geblieben. Es nieselte, die Berggipfel hatten sich in Nebel gehüllt und die Temperaturen waren ganz schön im Keller. Bevor wir den Hintereisferner erreichten, mussten wir einen Geröll- und Schotterhang mit relativ moderatem Höhenanstieg hinauf wandern. Oben auf dem Plateau angekommen, entschieden wir uns nicht den ausgesetzten Grat bis zum Steinschlagjoch weiterzugehen, zu rutschig waren die ausgesetzten Zacken des Grats. Also gingen wir ein Stück zurück und stiegen ca. 100 m hinunter auf den Hintereisferner. Dort wieder mit Gletscherausrüstung angelegt folgten wir einer alten Spur, die uns zum Hintereisjoch auf 3460 m führte. Hier folgte ein steiles Firneisfeld bis zum Gipfelaufbau, das uns teilweise den Atem nahm. Die letzten Meter auf unserem Weg zum Gipfel wurden immer schmaler, bis uns nur noch die thronende Wächte unterhalb des Gipfels vom Abgrund trennte. Vom Gipfel und seinem Kreuz war nichts zu sehen. Wir kletterten den Felsgrat hinauf bis auf den Vorgipfel. Schemenhaft konnten wir das Gipfelkreuz das ca. 20 m vor uns war, sehen. Als der Wind merklich auffrischte, entschieden wir uns nicht weiter zugehen, weil die Sicht oben auch nicht besser war als von unserem Standpunkt aus. Nach sehr kurzem ungemütlichem Aufenthalt ging es wieder zurück in Richtung Hintereisferner. Das Wetter wurde von Stunde zu Stunde besser, jedoch blieben die Gipfel unsichtbar in den Wolken. Vom Ferner mussten wir noch einmal alle Kräfte bis auf den Grat mobilisieren, wo es dann wirklich nur noch bergab ging bis kurz vor der Schönen Aussicht, die wiederum erklommen werden musste. Das Abendessen war wieder sehr lecker und wir bereuten es nicht, einen weiteren Abend auf der Bella Vista verbracht zu haben.

14.07.2015

Nach erholsamem Schlaf und gutem Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und verließen die Bella Vista um 08:00 Uhr in Richtung Vent. Nach 400 Höhenmetern Abstieg und 2 Stunden Gehzeit kamen wir am Hochjochhospiz 2450 m vorbei. Die Vegetation wurde für uns immer grüner und bunter, vermutlich verstärkt durch die letzten Tage, wo nur Stein und Eis für uns zum Wegbild gehörten. Nach 5 Stunden Abstieg erreichten wir alle wohlbehalten das Bergdorf Vent, von wo wir unsere Heimreise nach Deutschland antraten.

Ein großes Dankeschön an unseren Tourenführer Matthias Frößl der unser Wissen im Bereich Knotentechnik, Seilschaft und Spaltenbergung auffrischte und eine tolle Tour vorbereitet und geführt hat. Gerne sind wir bei der Nächsten dabei.

Berg Heil an alle Weggefährten